[]

Behandlung von chronischen Wunden – Kaltplasmatherapie

Im Normalfall heilen Wunden unter einer leitliniengerechten Therapie innerhalb von vier bis maximal zwölf Wochen ab. Schließt sich die Wunde nur langsam, gar nicht oder reißt immer wieder neu auf, spricht man von einer chronischen Wunde.

In Deutschland leiden circa 1-2 % der Bevölkerung an einer chronischen Wunde. Die möglichen Risikofaktoren sind dabei vielfältig. Häufig treten chronische Wunden bei Patienten mit Diabetes mellitus, Immundefiziten, chronisch-venöser Insuffizienz oder Bettlägerigkeit auf. Aber auch lokale Faktoren wie z. B. eine Infektion mit antibiotikaresistenten Keimen oder Nekrosen können zum fehlenden Wundverschluss führen.

Als additives physikalisches Verfahren kann die Kaltplasmatherapie zum Einsatz kommen.

Plasma stellt den vierten Aggregatszustand neben fest, flüssig und gasförmig dar. Es gibt thermisches (heißes) und nicht thermisches (kaltes) Plasma. Nicht thermisches Plasma besitzt eine Temperatur unter 40°C, wodurch es zur Anwendung am menschlichen Körper zugelassen ist.

Noch ist die komplexe Wirkungsweise nicht vollständig geklärt, aber die Wirkung beruht auf der Anregung und der Blockade zellulärer Funktionen. Zum Beispiel wird die Proliferation endothelialer Zellen und die Ausschüttung von Wachstumshormonen angeregt. Außerdem sollen Bakterien, Pilze, Parasiten und Viren eliminiert werden. Neben den genannten Prozessen gibt es noch viele weitere Wirkmechanismen, die bei der Kaltplasmatherapie angeregt werden können.

Es gibt bereits einige Studien zur Wirksamkeit, allerdings können diese kaum miteinander verglichen werden und zeigen zum Teil widersprüchliche Ergebnisse. Doch in neueren, gut designten Studien zeichnen sich sehr gute Ergebnisse ab.

Quellen

Springer Medizin https://www.springermedizin.de/therapie-chronischer-wunden/dermatologische-therapieverfahren/kaltplasmatherapie-in-der-wundbehandlung/26662166?nl_date=2024-05-29&nl_name=SM_NL_UPDATE_DERMATOLOGIE; Letzter Zugriff: 22.08.2024

DocCheck Flexikon https://flexikon.doccheck.com/de/Chronische_Wunde; Letzter Zugriff: 22.08.2024

Ernährung ein zentraler Baustein bei der Therapie von chronischen Wunden

Wird die Haut verletzt, beginnt sofort der Wundheilungsprozess. Blutbestandteile werden in der Wunde freigesetzt und es bildet sich ein erstes Gerinnsel, welches die Matrix für den Einstrom von Entzündungszellen bildet. Leukozyten strömen in das Gewebe. Neutrophile Granulozyten bekämpfen Bakterien, und Monozyten differenzieren sich zu Makrophagen aus, welche in der frühen Phase proinflammatorisch und später antiinflammatorisch wirken. Im weiteren Verlauf lagert sich eine neu synthetisierte Fibrinmatrix ab und bildet das Granulationsgewebe. Im letzten Stadium wird dieses dann durch Kollagen und Narbengewebe ersetzt.

Doch nicht immer funktioniert der Prozess einwandfrei. Neben primären Störungen durch Grunderkrankungen (zu 70 % vaskulär bedingt), können sekundäre lokale Störungen, wie z. B. eine Fibrinpersistenz, oder tertiäre Störungen, wie z. B. das Lebensalter oder zytotoxische Umweltfaktoren, zu einem gestörten Wundheilungsverlauf führen. Die Folge ist eine chronische Wunde.

Jedes Stadium der Wundheilung führt zu einer Veränderung in Stoffwechselprozessen und bedingt somit unterschiedliche Bedarfe an Energie, Proteinen, Vitaminen und Spurenelementen. Werden dem Körper durch z. B. reduzierte Nahrungsaufnahme, Malabsorption oder Maldigestion nicht genügend Nährstoffe zugeführt, greift der Körper auf eigene Reserven (Magermasse) zurück. Dies geschieht zu Beginn aus der hepatischen Glukoneogenese, danach aus der Muskulatur und zum Schluss aus Fettgewebe. Eine Protein-Energie-Mangelernährungssituation wird dadurch in Gang gesetzt. Sobald schlechte metabolische Bedingungen herrschen, wird die Wundheilung zugunsten des Erhalts der eigenen Proteine heruntergefahren.

Bereits eine Reduktion um 20 % der Magermasse führt zu einer verzögerten Wundheilung, Hautsausdünnung und ein erhöhtes Infektionsrisiko. Ab einem Verlust von 30 % entsteht ein Dekubitus und die Wundheilung stagniert.

Aus diesem Grund muss neben einer kausalen und Basistherapie unterstützend eine bedarfsgerechte Ernährungstherapie angestrebt werden. Bei Auftreten von Wunden, vor allem bei älteren Patienten (>60 Jahre) sollte daher bereits zu Beginn ein Screening auf ein mögliches Risiko oder eine manifeste Mangelernährung durchgeführt werden. Damit kann zeitnah ein Ernährungsassesment und eine individuelle Ernährungstherapie stattfinden.

Quellen:
Fortbildung Springer Medizin: https://www.springermedizin.de/haut-und-ernaehrung/therapie-chronischer-wunden/ernaehrung-und-wundheilung/27111072; Letzter Zugriff: 22.07.2024

S3-Leitlinie Lokaltherapie schwerheilender und/oder chronischer Wunden aufgrund von peripherer arterieller Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus oder chronischer venöser Insuffizienz https://register.awmf.org/assets/guidelines/091-001l_S3_Lokaltherapie-schwerheilender-chronischer-Wunden_2023-11.pdf

Nicht-invasive Narbentherapie mit HIFU Thermotherapie

Operationen, Verbrennungen oder sonstigen Verletzungen der Haut können in Narben resultieren. Im Normalfall schließt sich die Wunde und es entsteht eine kaum sichtbare Narbe. Doch aus verschiedenen Gründen kann es zu pathologischen Narben, z. B. hypertrophe Narben oder Keloiden, kommen.

Hypertrophe Narben erheben sich wulstartig über das sie umgebende Hautniveau, verbleiben aber im Verletzungsbereich. Keloide sind ebenfalls erhaben zum umliegenden Hautniveau, dehnen sich aber zusätzlich über das Verletzungsgebiet weiter aus. Häufig haben Keloide eine knotige Struktur und können Schmerzen und Juckreiz verursachen.

High-Intensity Focused Ultrasound (HIFU) Thermotherapie

Ein Forscherteam um V. N. Anastasova hat die Wirkung des HIFU Thermotherapie-Verfahrens auf hypertrophe Narben und Keloide als nicht-invasive Therapie untersucht. Während des Studienzeitraums wurden 20 Patient*innen ambulant über acht Monate 2-4 mal behandelt. Zusätzlich zu den HIFU-Thermotherapien massierten die Patient*innen die Narbengegend täglich mit Feuchtigkeitscremes.

Bei allen Patient*innen konnte anhand von Ultraschallbildern und Fotos gezeigt werden, dass das Volumen des pathologischen Gewebes zurückging, das Narbengewebe weicher wurde und Kollagenfasern sich neu anordneten. Die Patient*innen berichteten neben einem signifikanten Rückgang des Juckreizes und der Schmerzen auch von einer Aufhellung des Narbengewebes.

Quelle:
Anastasova VN et al.; Ann Burns Fire Disasters. 2023 Mar 31;36(1):63-67. PMID: 38680902; PMCID: PMC11044736./